Montagebericht: MPX "Pacer" auf Eigenbau-Schwimmern
von Johann Prachinger, August 2024   zurück zur Übersicht
Bausatzhersteller: Multiplex Fertigungsgrad: ARF

 
MPX Pacer - Foto 01 Im Mai 2024 leistete ich mir die gerade neu auf den Markt gekommene Schaumwaffel "Pacer" von Multiplex.

Selbstverständlich gab es von Anfang an die fixe Idee, auch dieses Modell mit Schwimmern auszurüsten.

Herstellerseitig hat man offenbar noch nicht groß darüber nachgedacht - es gibt bei Multiplex keine dazu passenden Schwimmer als Zubehör im Sortiment.

 
Hier wurde der Bausatzinhalt für eine erste Begutachtung aus dem Karton genommem.

Bis auf Empfänger und Flugakku ist im Set alles zur Komplettierung des Modells enthalten.

Die Teile sind erstklassig verarbeitet und machen einen hochwertigen Eindruck.

Wie uns der Aufdruck am braunen Überkarton verrät, läßt auch Multiplex - zumindest dieses Modell - in China fertigen.

Die beiliegende gedruckte Anleitung in gewohnter Multiplex-Qualität führt jedenfalls den neuen Besitzer perfekt durch die Modellmontage und läßt keinerlei Missverständnisse aufkommen.
MPX Pacer - Foto 02

 
MPX Pacer - Foto 03

Wer Adaptionsarbeiten nicht scheut, könnte einen Versuch mit den Easycub/Funcub Schwimmern wagen - die würden von der Tragfähigkeit her gerade noch in Frage kommen.

Da mir persönlich die klobige Form der MPX-Schwimmer weniger zusagt, zog ich erstmal den schon bei einigen Modellen verwendeten Schwimmerbausatz von Hobby Zone in Erwägung.


 
Nach einer ersten Überprüfung stellte sich aber heraus, dass hier tiefgreifende Änderungen an den Befestigungspunkten und damit wohl ein komplett neues Schwimmergestell nötig wären.

Somit wanderte der Karton in mein Vorratslager und der Bausatz muss so lange warten, bis die Schwimmer bei einem anderen Modell passen.

MPX Pacer - Foto 04

 
MPX Pacer - Foto 05

Nach kurzer Nachdenkphase entschloss ich mich schließlich zum Bau komplett neuer Schwimmer (basierend auf dem Bauplan von Graupners Taxi-Schwimmern Nr. 123) inklusive Scale-Schwimmergestell aus Alu-Tropfenprofilrohren.

Ich übertrug die Seitenansicht des Rumpfs auf Papier und zeichnete die Position der auf 59 cm (ca 85 %) skalierten Schwimmer und des Schwimmergestells ein.

Für die vorderen Befestigungspunkte am Rumpf konnte ich die für das Hauptfahrwerk vorgesehenen Schraubenlöcher verwenden.


 

Für die hinteren Befestigungspunkte klebte ich im Abstand von 200 mm zur vorderen Aufnahme ein 90 X 10 mm großes 3 mm dickes Sperrholzbrettchen mit M 2,5 Einschlagmuttern in die Rumpfunterseite.

Das nicht benötigte Spornrad montierte ich erst gar nicht, es wurde komplett weggelassen.

Für das Schwimmergestell mit allen Haltebügeln und Befestigungslaschen fertigte ich eine eigene Zeichnung an.

MPX Pacer - Foto 06

 
MPX Pacer - Foto 07

Die Bügel und Laschen schnitt ich mit der Stichsäge aus einer 2 mm Aluplatte aus, arbeitete mit einer Feile die Konturen nach und winkelte sie dann der Zeichnung entsprechend ab.

Die beiden Querstabilisatoren fertigte ich aus 3 mm Stahldraht und 5 mm CFK-Rohren.

Für die Streben des Schwimmergestells längte ich ein Alu-Tropfenprofilrohr entsprechend ab und verstärkte es von innen mit Kieferleisten gegen Abknicken.

Die (trennbare) Verbindung zwischen Schwimmergestell und Schwimmern erfolgt mit herkömmlichen Stellringen.


 

Die Schwimmer wurden wie in unserem Workshop beschrieben aus 3 mm und 6 mm Depron hergestellt.

Für die Befestigungspunkte wurden die Längsspanten mit 3 mm Balsaholz verstärkt.

An den unteren Seitenkanten wurden stabile Längsgurte aus 3 X 3 mm Kieferleisten eingezogen.

Die fertig verschliffenen Schwimmer erhielten noch einen schutzgebenden Anstrich mit Foam Armour.

MPX Pacer - Foto 08

 
MPX Pacer - Foto 09

Auf die Oberseiten der Schwimmer wurde Bespannpapier aufgebracht und die Laufflächen mit 25 g Glasgewebe belegt.

Danach bekamen die Schwimmer noch ein auf das Modell abgestimmtes farblich passendes Dekor.

Dabei wurden die weißen und roten Flächen auflackiert, das schwarze Dekor wurde aus Orastick-Klebefolie geschnitten.


 
Hier werden gerade die Schwimmeroberkanten parallel zur Rumpflängsachse ausgerichtet - eine empfehlenswerte und seit vielen Jahren bewährte, alltagstaugliche Konfiguration.

Die Position der Schwimmerstufe habe ich beim Pacer 10 mm hinter den Modellschwerpunkt gelegt.

Das ermöglicht zügiges Abwassern bei ausreichender Spurstabilität.
MPX Pacer - Foto 10

 
MPX Pacer - Foto 11

Ein Blick auf den serienmäßig eingebauten Brushless-Antrieb:

Es handelt sich dabei um den robusten Außenläufer ROXXY BL C27-32-1000 kV aus dem seinerzeit von Robbe übernommenen Motorensortiment.

Der Motor arbeitet auf einen 10 X 4,7 Zoll großen Zweiblattprop, wird über einen 20A MULTIcont Steller geregelt und von einem 3S 2200er Lipo gespeist.

Der Antrieb meines Pacer-Modells genehmigt sich bei Vollgas 16 A aus einem Zippy Lipopack 3S 2200.


 

Der Motor ist von vorne nach Demontage des Propellers und Abnahme der von vier kleinen Magneten gehaltenen Frontabdeckung frei zugänglich.

Eine innovative Lösung, welche wir bereits von anderen Schaumwaffeln kennen, z. B. von Graupners Husky 1800.

MPX Pacer - Foto 12

 
MPX Pacer - Foto 13

Die Ruderflächen werden von vier serienmäßig eingebauten Digitalservos vom Typ MS-12014 bewegt.

In den Rudern sitzen die von anderen MPX-Modellen bekannten Doppelruderhörner, in welchen das Anlenkgestänge mittels Inbusschraube festgeklemmt wird.

Als vorsichtiger Mensch sichere ich hier gerne zusätzlich mit einem Tropfen Loctite Schraubensicherung.

Die Anschlusskabel der Querruderservos können über das mitgelieferte V-Kabel an den Empfänger gesteckt werden.

Denkbar wäre natürlich auch eine Ansteuerung der Querruder über zwei getrennte Kanäle zum Hochfahren als Landehilfe, oder um eine senderseitige Differenzierung umzusetzen.


 
Hier steht der Pacer mit geladenem Akku und mit sorgfältig nach Anleitung eingestellten Parametern (Schwerpunkt, Ruderausschläge) zum Erstflug auf dem Wasser bereit.

Wegen ungeeignetem Wetter (starker Wind, Regen) mußte das Vorhaben allerdings mehrmals verschoben werden.

Am 04. August 2024 passten endlich die Wetterbedingungen für den Jungfernflug.

Dieser verlief leider aus nachfolgend beschriebenen Gründen nicht ganz nach meinen Vorstellungen:
MPX Pacer - Foto 14

 
MPX Pacer - Foto 15

Die Abwasserstrecke war ungewöhnlich lang und das Modell hob erst nach einem kräftigen Höhenruderausschlag ab.

Trotz korrekt nach Anleitung eingestelltem Schwerpunkt zog der Pacer im Flug sofort stark nach unten und vollführte heftige Pumpbewegungen, die ich zum Glück mit dem Höhenruder einigermaßen abschwächen konnte.

Mehrere geistesgegenwärtig eingestellte Trimmklicks auf Höhe reichten ebenfalls nicht für einen entspannten Horizontalflug.

Der von Multiplex erdachte Werbespruch "Erlebe den Nervenkitzel des Fliegens mit unserem Pacer!" traf damit zumindest für meinen Erstflug voll zu!


 

Mit viel Höhenrudereinsatz und vorsichtiger Leistungsreduzierung gelang mir schließlich ein halbwegs normal aussehender Landeanflug mit Landung. Auf einen weiteren Start verzichtete ich, da hier ganz klar ein ernsthaftes Problem hinsichtlich Modellschwerpunkt oder Einstellwinkeldifferenz (EWD) vorlag, das nach dringender Klärung verlangte.

Eine Google-Abfrage zu meinem Problem führte mich schließlich zu einem Thread ins RC-Line Forum, wo einige Käufer des Modells sich über einen offensichtlichen Herstellungsfehler hinsichtlich EWD des Pacer beklagten.

Empfohlene Abhilfe: Um ein unkritisches Modell zu erhalten, muss die Tragflächenvorderkante des Pacer um 3 mm unterlegt werden. Durch diese Maßnahme bringt man die EWD in einen Bereich von etwa 1 bis 2 Grad.

MPX Pacer - Foto 16

 
MPX Pacer - Foto 17

Eine von mir durchgeführte Vermessung der EWD ergab tatsächlich einen Wert von nicht einmal 0,5 Grad, was natürlich für einen einsteigertauglichen Trainer völlig unpassend ist und für die erwähnten kritischen Flugeigenschaften sorgt.

Ich beschloss daher, für den nächsten Testflug eine EWD von 1,5 Grad (siehe Foto) einzustellen und den herstellerseitig empfohlenen Modellschwerpunkt (70 mm ab Flügelvorderkante) vorerst beizubehalten.

Laut den Erfahrungsberichten im Forum weisen nicht alle Pacer-Modelle diesen Fabrikationsfehler auf - man kann also davon ausgehen, dass der Hersteller zwei unterschiedliche Formen für die Rumpfherstellung verwendet.

Jedenfalls empfehle ich allen Käufern, die EWD des Pacer unbedingt vor dem ersten Flug selbst zu prüfen.


 

Die von mir angestrebten 1,5 Grad EWD erreichte ich bei meinem Pacer, indem ich die Hinterkante des Höhenleitwerks mit einem 3 mm starken Sperrholzstreifen unterlegte.

Ich entschied mich letztendlich für diese Variante, da ich sie optisch weniger störend finde als einen Spalt zwischen Rumpf und Tragfläche.

Wie bei fast allen meinen Wasserflugmodellen habe ich auch beim Pacer auf ein Wasserruder verzichtet und statt dessen einen möglichst großen Seitenruderausschlag eingestellt. Sollte dieser zum Manövrieren auf dem Wasser nicht ausreichen, kann ich ja nachträglich ein Wasserruder installieren.

MPX Pacer - Foto 18

 
MPX Pacer - Foto 19

Am 11. August 2024 erfolgte dann ein erster Start mit korrekt eingestellter EWD - und siehe da, das Fliegerchen war nicht wiederzuerkennen: Perfektes Abwassern, stabiles unkritisches Fliegen wie auf Schienen - so gehört sich das für einen Trainer, der vom Hersteller als einsteigerfreundliches Spassgerät beworben wird.

Wie von mir erhofft wurde auch das - meiner aufwändigen Oberflächenbehandlung der Schwimmer geschuldete - leichte "Übergewicht" gegenüber der Räderversion anstandslos weggesteckt.

Jetzt freue ich mich, dass ich trotz kleiner Anfangsschwierigkeiten doch noch ein problemlos fliegendes, neues Modell für meine Wasserflugflotte bekommen habe. Dank seiner kompakten Abmessungen ist der Pacer ab sofort ein Fixstarter für die nächsten Treffen - und das Flugbild mit den eleganten Schwimmern ist sowieso eine Wucht!


 
Technische Daten:
Spannweite: 1150 mm
Länge: 870 mm
Startgewicht: 900 g (Räder) / 1100 g (Schwimmer)
Motor: ROXXY BL C27-32-1000 kV
Steller: MPX MULTIcont BL-20
Prop: 10 X 4,7
Akku: 3 Zellen 2200
Empfänger: Futaba 2,4 GHZ
Servos: 4 X MS-12014- digi
MPX Pacer - Foto 20

 
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