Baubericht: Shin Meiwa PS-1

 von Johann Prachinger, Mai 2009

Bauplanquelle: Eigenkonstruktion Fertigungsgrad: Selbstbau
Shin Meiwa - Foto 01 Bereits im Jänner 2003 begann ich mit dem Sammeln von Unterlagen zu den imposanten Shin Meiwa Flugbooten. Eine Dreiseiten-Ansicht und zahlreiche Fotos dienten mir als Basis für einen selbst gezeichneten Bauplan (Nein, kein CAD, sorry).

Optimiert wurde allerdings stark in Richtung "Modellflugtauglichkeit", die Ähnlichkeit mit dem Vorbild könnte daher gerade noch als "semiscale" durchgehen.
So wurde z. B. das Unterteil des Flugbootrumpfes hinsichtlich Kielung, Stufenposition und Stufenhöhe total auf Modellflugbedürfnisse getrimmt. Die Abmessungen meines Autos gaben auch die maximal mögliche Rumpflänge/Spannweite des Modells vor und für eine niedrige Flächenbelastung wurden die Flächeninhalte von Tragflügel und Höhenleitwerk geringfügig vergrößert.

Beim Zeichnen des Plans hatte ich eigentlich noch eine Balsa Halbschalen-Bauweise ins Auge gefaßt, die genialen Flugeigenschaften meiner Puddle Twin II XL ließen mich aber schon bald in Richtung Depron-Bauweise umschwenken.
Shin Meiwa - Das Vorbild
Shin Meiwa - Foto 02 In der "Wasserflug-Winterpause" 2008/2009 war es dann endlich so weit: Ich erstellte mir mit Hilfe der gescannten Planzeichnung für die wichtigsten Bauteile Papierschablonen und konnte dann aus 3 mm und 6 mm Depronplatten die benötigten Teile zuschneiden.
Ich begann mit einem Spantengerüst aus 6 mm Depron für den Rumpf, welches anschließend außen mit 6 mm Depron "beplankt" wurde. Shin Meiwa - Foto 03
Shin Meiwa - Foto 04 Alle runden Bauteile wurden durch das behutsame Ziehen über eine Tischkante vorgewölbt.

Die in Schalenbauweise aufgebaute Seitenflosse erhielt ein CFK-Rohr als Verstärkung, das darauf sitzende Höhenleitwerk ist aus Transportgründen abnehmbar ausgeführt.

Als Endleiste und Anschlag für die Seitenruderklappe kam ein Balsaholm zum Einsatz.
Aus 3 Segmenten entstand der Tragflügel, als Material für die Beplankung wurde 3 mm Depron eingesetzt.

Die Flügelrippen und Holmverkastungen schnitt ich aus 6 mm Depron, für die Holme kamen Kieferleisten 3 x 5 mm zum Einsatz.

Motorgondeln und Stützschwimmer wurden ebenfalls aus 6 mm Depron gebaut.
Shin Meiwa - Foto 05
Shin Meiwa - Foto 06 Erstes "Probesitzen" von Tragflügel und Leitwerk auf dem Rumpf.

Dem Rumpfvorderteil fehlt hier noch das Cockpit und die Akkuklappe.
Sicherheitstechnisch wäre es bestimmt klug gewesen, die jeweils äußeren und inneren Motoren auf einen Antriebsstrang (2 X Speed 400, Regler, Akku) zu legen.

Da ich aber unbedingt eine differenzierte Motorensteuerung zur besseren Manövrierbarkeit des Modells auf der Wasseroberfläche umsetzen wollte wurde das rechte und linke Motorenpaar auf je einen Antriebsstrang gelegt.
Shin Meiwa - Foto 07
Shin Meiwa - Foto 08 Im Bereich zwischen Cockpit und Flügel baute ich eine 16 x 8 cm große Klappe zum schnellen Akkuwechsel in den Rumpf ein.

Den Rumpfboden habe ich mit 25 g Glasgewebe verstärkt, die übrigen Rumpfseiten erhielten einen Anstrich aus mehreren Schichten Parkettlack um die druckempfindliche Oberfläche etwas zu härten. Das Glasgewebe habe ich zweckmäßigerweise auch gleich mit Parkettlack aufgebracht. Darüber kam noch eine Grundierung und eine abschließende Lackierung aus der Spraydose.

Auch für dieses Modell erstellte ich mir am PC einen Dekorbogen.
Anpassen des Rumpfbugs aud Styropor, hier ist die blau getönte Cockpitverglasung bereits eingesetzt.

Auch die Akkuklappe ist inzwischen fertig und der übrigen Rumpfkontur angepasst.
Shin Meiwa - Foto 09
Shin Meiwa - Foto 10 Eine quer eingeklebte CFK-Leiste (3 x 1 mm) verleiht der Höhenflosse ausreichend Stabilität.

Aus dünnem Alublech wurden die Ruderhörner geschnitten und mit Epoxy direkt in die Ruderklappen eingeklebt.
Dieses Foto zeigt die Anordnung der Servos für Seite und Höhe, sowie den Empfänger und die beiden Drehzahlsteller. Shin Meiwa - Foto 11
Shin Meiwa - Foto 12 Eine "fertig bestückte" Motorgondel.

Die Motoren sind mit 2 Schrauben an selbst angefertigten Motorhalterungen aus dünnem Alublech verschraubt, diese Halterungen wiederum mittels 4 Schrauben an den Motorspanten aus 3 mm Sperrholz.

Für eine gute Kühlung wurden 4 radiale Lüftungsschlitze angebracht.
Damit die Kühlluft auch wieder entweichen kann gibt es ein großzügig dimensioniertes "Lüftungsgitter" auf der Unterseite jeder Motorgondel.. Shin Meiwa - Foto 13
Shin Meiwa - Foto 14 Aus 2 mm Balsa, beplankt mit 1 mm Sperrholz, bestehen die Abdeckungen der Querruderservos.

Sie dienen gleichzeitig als Trägerplatten für die Verstrebungen der Stützschwimmer, eine Lösung die sich auch schon bei meiner Puddle Twin II XL sehr bewährt hat.
Am frühen Morgen des 03. Mai 2009 konnte das Modell endlich am Ratzersdorfer See zum Erstflug abheben (leider ohne Kamera-Team).

Fazit: Der Startlauf erfordert etwas Feingefühl am Gasknüppel - wenn man diesen zu schnell nach vor drückt neigt das Modell dazu, seitlich nach links auszubrechen (Drehmoment der 4 rechtsdrehenden Motoren?)

In der Luft mußte etwas Tiefe getrimmt werden, also bei den nächsten Starts die Akkus einige mm nach vor und das Flugbild genießen....
Shin Meiwa - Foto 15
Shin Meiwa - Foto 16 Ganz so einfach war es dann doch nicht:
Es passte jetzt endlich der Schwerpunkt, bei den nächsten Flügen trat jedoch der asymmetrische Motorzug sogar noch stärker auf. Auch der probeweise Austausch eines Drehzahlstellers brachte keine Besserung.

Ein Drehzahlcheck der einzelnen Motoren ergab nur ganz geringe Drehzahl-Differenzen.
Als nächster Schritt wurden beide Jeti-Steller durch 2 Sun 3000 von Kontronik ersetzt. Laut Drehzahlmesser laufen die Motoren damit besser syncron.

Alle weiteren Flüge verliefen dann tatsächlich absolut problemlos (siehe Fotos), die vier Motoren arbeiten nun so zusammen, wie ich es mir von Anfang an vorgestellt hatte.
Shin Meiwa - Foto 17
Shin Meiwa - Foto 18
Technische Daten:

Spannweite: 1720 mm
Länge: 1140 mm
Startgewicht: ca 1600 g
Motor: 4 X Speed 400
Steller: 2 X Kontronik SUN 3000
Props: 6,5 X 4 Graupner Cam Slim Prop
Akku: 2 x 3 Zellen Lipo 2200
Empfänger: Futaba R617FS 2,4 GHZ
RC: Quer, Höhe, Seite, Drehzahl
Sonderfunktion: differenzierte Motorsteuerung
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