Bauplanbezugsquelle: www.outerzone.co.uk |
Fertigungsgrad: Eigenbau |
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Die vor einigen Jahren losgetretene "Graupner Retro-Welle" brachte einige, längst vergessene Modelle aus den Anfängen der RC-Fliegerei auf die Modellflugplätze zurück.
Dazu zählt ganz klar auch die "Electra RC", eine Konstruktion aus dem Jahre 1955 von F.W. Biesterfeld, die 1959 im Neuheiten-Prospekt von Graupner vorgestellt wurde.
Als Antrieb war damals ein "Taifun Tornado" (Verbrenner, 2,5 ccm) vorgesehen, heute motiviert der - vermutlich in weiser Voraussicht ausgewählte - Modellname zum Einbau eines Brushless-Motors. |
Erwartungsgemäß handelt es sich bei diesem Modell um eine klassische Balsaholz-Konstruktion.
Der geräumige Rumpf bietet reichlich Platz für die RC-Ausrüstung (damals ein klobiger Röhrenempfänger mit Schrittschaltwerk, welches das winzige Seitenruder ansteuerte).
Die markante, vor das Höhenleitwerk gesetzte Seitenflosse erinnert irgendwie an die manntragenden Flugzeuge der Marke "Mooney".
Den 5-teiligen Bauplan kann man übrigens kostenlos vom Outerzone Bauplanserver downloaden.
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Die Initialzündung zum Bau dieses frühen Graupner-Klassikers lieferte mein Wasserfliegerkollege Franz, Organisator des jährlich am Modellflugplatz Mechters abgehaltenen Graupner Classic-Treffens.
Vor Baubeginn (Juli 2013) stand für mich bereits fest: Das Räderfahrwerk soll später mit wenigen Handgriffen gegen ein Schwimmerfahrwerk ausgetauscht werden können.
Die Pläne druckte ich auf mehrere A4-Seiten verteilt aus und setzte sie mit Tesa zusammen.
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Auch bei diesem Modell druckte ich alle Bauteile auf Zeichenpapier, schnitt sie aus, pinnte sie mit Stecknadeln auf die entsprechenden Balsabrettchen und fuhr mit einem Stift die Konturen nach. So bleibt einem ein immer wieder verwendbarer Schablonensatz.
Die aufgezeichneten Teile wurden dann - nach alter Väter Sitte - mit dem Balsamesser ausgeschnitten und mit der Schleiflatte verputzt.
Die sehr ausführlichen Pläne enthalten exakte Material- und Dimensionsangaben zu allen Bauteilen. Auch mit nützlichen Hinweisen und Tipps wird nicht gespart. |
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Weitere Unterstützung beim Bau lieferte die bei Graupner-Modellen obligate "Stückliste", welche ich - in englischer Sprache - zufällig im Netz entdeckte und an dieser Stelle gerne weitergebe.
Retro hin - Nostalgie her: da die "Electra" hauptsächlich als Wasserflugmodell eingesetzt werden sollte, kam für mich nur eine Ausrüstung nach aktuellem Stand der Technik in Frage.
Im Klartext also: Brushless-Motor / Lipo-Akkus / 2,4 GHZ Fernsteuerung! |
In der Originalversion werden weder Höhenruder noch Motordrossel angelenkt, das Modell wird lediglich über das Seitenruder und die eingefüllte Treibstoffmenge kontrolliert.
Meine "Electra" soll über zwei Achsen (Seite, Höhe) und Motordrehzahl gesteuert werden - deshalb auch zwei Servos.
Preiswerte, kugelgelagerte Fernost-Mini-Servos sind für diese Aufgabe bestens geeignet. |
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Nicht übernommen habe ich die im Plan eingezeichnete Befestigungsmethode der tragenden Flügelstreben mittels selbst gebogener Drahthaken.
Mein Befestigungssystem: M3 Gewindeschrauben und Einschlagmuttern flügelseitig, sowie M3 Verschraubung an stabilen Laschen aus Messingblech fahrwerksseitig.
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Der Aufbau der beiden Tragflächen ist einfach gehalten (keine Querruder) und ging dadurch auch rasch von der Hand.
Wie bereits erwähnt wird bei diesem Modell die Hauptlast der Tragflächen von den beiden Stützstreben getragen.
Die eingeleimten Buchendübel und Drahthaken dienen lediglich zur Arretierung am Rumpf und sollen bei ungewollter, heftiger Bodenberührung ein Abscheren der Flächen ohne deren Beschädigung ermöglichen. |
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Bespannt wurde das ganze Modell mit Oratex Gewebefolie antik, nach meiner Erfahrung die unproblematischste und am längsten haltbare Bespannung überhaupt.
Das Farbdekor in "Rubinrot" habe ich mittels Acryl-Lackspray aus dem Baumarkt aufgebracht.
Zur Herstellung der Decals habe ich wieder die Transparent-Klebefolie von Pearl mit dem Tintenstrahldrucker bedruckt und die Oberfläche mit zwei Schichten Klarlack versiegelt.
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Der Bauplan enthält auch ein "Schnittmuster" für die einteilige Cockpitkanzel und die beiden Seitenfenster der herausnehmbaren Türen.
Als "Verglasung" verwendete ich 0,23 mm dünnes, grünes PVC-Kunstglas aus dem Sortiment der Firma Hobby-Lobby Modellbau.
Um hier keine häßlichen Kleberänder zu bekommen, sollte man zur Verklebung nur transparent aushärtenden, nicht ausflockenden Klebstoff verwenden. |
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Die Unterseiten der beiden fertig bespannten Tragflächen.
Auch die farbigen Dekorflächen und die in Eigenregie hergestellten Decals sind bereits aufgebracht.
Die kleinen roten Markierungen kennzeichnen die korrekte Schwerpunktlage.
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Schwimmer:
Hier muß ich um Nachsicht bitten: Die "Electra"-Schwimmer wurden zwar nach dem leicht verkleinerten Graupner Schwimmerbauplan Nr. 123 gebaut - allerdings nicht aus Balsaholz, sondern aus Gewichtseinsparungsgründen aus Depron.
Da die fertigen Schwimmer in den Modell-Farbtönen lackiert sind, fällt das dem nicht eingeweihten Betrachter überhaupt nicht auf.
Beim Fahrwerkswechsel von Land auf Wasser und umgekehrt muß immer nur das Bugfahrwerk getauscht werden - das Hauptfahrwerk passt für beide Varianten. |
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Das vordere Schwimmergestell aus 3,0 mm Stahldraht wird mit 2 Alulaschen und vier M3 Gewindeschrauben an den vier Befestigungspunkten des Bugfahrwerks verschraubt.
Aus optischen und Stabilitätsgründen erhielt es die gleiche hochgesetzte Querverstrebung wie das Hauptfahrwerk.
Die Sicherung der Schwimmer am hinteren und vorderen Bügel erfolgt mittels herkömmlichen Stellringen.
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Der Erstflug der "Electra RC" erfolgte nach kurzer "Ladehemmung" (leicht "maroden" Akku erwischt) schließlich am 20. Juli 2014 auf dem Viehofner See.
Mit dem erwähnten Akku war leider nicht mehr möglich als eine kleine Spazierfahrt auf dem See. Der Schub reichte gerade, um das Modell auf Stufe zu bringen - aber nicht zum Abheben.
Mit dem "gesunden" Akku wasserte die "Electra" sofort bilderbuchmäßig ab. Trotz der sehr kleinen Seitenruderfläche läßt sie sich problemlos auf dem Wasser manövrieren und beim Start mühelos auf Spur halten.
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Für den Erstflug mit Räderfahrwerk von einer Wiese mußte ich mich tatsächlich bis zum Graupner Classic Treffen am 20. September 2014 in Mechters gedulden.
Allerdings gab es hier keine Überraschungen mehr und bei perfektem Flugwetter klappte dann auch alles wie am Schnürchen.
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Dank dem lenkbaren Bugfahrwerk läßt sich die Electra beim Start schön auf Kurs halten.
Schon nach wenigen Metern Anlauf hebt sie ab und steigt rasant in den blaßblauen Spätsommerhimmel.
Die Flugeigenschaften sind genau so lammfromm wie mit dem Schwimmerfahrwerk - der Fahrwerkstausch bleibt dabei unkompliziert und erfordert keinerlei Schwerpunktkorrektur.
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Zusammenfassend wage ich zu behaupten, dass dieser neu entdeckte Oldie mit seinem charakteristischen Flugbild und unproblematischen Handling das Herz jedes Graupner-Fans höher schlagen läßt und sowohl auf Rädern wie auch auf Schwimmern eine Extra-Portion Nostalgie in jeden Modellhangar zaubert.
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Technische Daten:
Spannweite: 1375 mm
Länge: 905 mm
Startgewicht: 1428 g (mit Schwimmern)
Motor: TGY C3536-1300kV
Steller: Hobbywing 40 A, BEC
Prop: 9 X 6 Master
Empfänger: Spektrum AR600
Akku: 3 Zellen LiPo 2200
RC: Seite, Höhe, Drehzahl
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